Trotz versprochener Lockerung der Beschränkungen und Forderungen von Opposition und WHO bleibt Gesundheitsminister Gröhe hart. Er lehnt die rezeptfreie „Pille danach“ weiterhin ab.
Die Große Koalition und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe lehnen eine rezeptfreie Abgabe der so genannten „Pille danach“ weiter ab. Laut Gröhe soll es zwar einen diskriminierungsfreien und weitestgehend unkomplizierten Zugang geben, dieser aber nicht in einer allgemeinen Freigabe resultieren. Dem Minister zufolge sei dies am besten durch eine Verschreibungspflicht gewährleistet. Sein Ziel sei es, „das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die Frauengesundheit bestmöglich zusammenzubringen.“ Vor der anstehenden Debatte im Bundestag, am Donnerstag, warnte er die Opposition davor, diese mit „Schaum vorm Mund“ zu führen.
Enormer Widerstand von allen Seiten
Doch der Widerstand gegen die Pläne des Ministers ist groß. SPD und Grüne fordern eine inhaltliche Öffnung, denn in den meisten Ländern Europas ist die „Pille danach“ bereits rezeptfrei erhältlich. Ein Expertenausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) hatte sich bereits im Januar dafür ausgesprochen.
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits im Jahr 2010 eine Freigabe des Medikaments „Levonorgestrel“ empfohlen. Sie hat die Notfallverhütung durch dieses Medikament als gute und verträgliche Methode mit geringem Risiko bewertet. Zu den Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Zwischenblutungen gehören. Für Gröhe sind dies immer noch wichtige Argumente.
Auch Apotheker melden sich zu Wort
Auch die Apotheker wünschen sich eine bessere Aufgabenverteilung vonseiten der Bundesregierung. „Die wohnortnahen Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen und flächendeckenden Nacht- und Notdienst können die Patienten kurzfristig versorgen, inklusive der notwendigen Beratung“, sagte Dr. Andreas Kiefer, Apotheker aus Koblenz und Präsident der Bundesapothekerkammer der Welt. Gröhe hingegen möchte die Beratungshoheit weiterhin in die Hände der Praxen legen.