In deutschen Krankenhäusern wird immer häufiger ambulant behandelt. Experten der AOK bemängeln im aktuellen Krankenhausreport den Wildwuchs bei der ambulanten Versorgung.
Krankenhäuser und Arztpraxen waren früher grundsätzlich getrennt. Die Aufgabe von Krankenhäusern war dabei stets die stationäre Aufnahme, also eine Behandlung, die das Übernachten von Patienten am Behandlungsort erfordert. Ambulante und stationäre Behandlung werden auch nach anderen Schlüsseln vergütet. Die Trennung führt zu Übertherapie und Doppelbehandlungen und einem geringeren Austausch zwischen den Systemen.
Kritik an Gesundheitsminister
Die vorgenommenen gesetzlichen Öffnungen der vergangenen Jahre haben nach Aussagen des Krankenhausreports des AOK-Bundesverbands (hier anschauen) allerdings keine Verbesserung gebracht, sondern zu Unwirtschaftlichkeit und Qualitätsproblemen geführt. „In deutschen Krankenhäusern wird immer häufiger ambulant behandelt“, sagt der Mitherausgeber des Reports Jürgen Wasem. Das Problem sei, dass zu oft identische Leistungen in verschiedenen Rechtsformen verpackt und unterschiedlich vergütet werden, so der Gesundheitsökonom.
Der Vorstand der AOK Martin Litsch kritisiert das „Patchwork“ der Gesundheitssysteme, was zu „unnötigen Doppeluntersuchungen“ führe und „personelle Ressourcen nicht effizient“ einsetze. Dem Gesundheitsminister Hermann Gröhe wirft er vor die Gräben mit der kürzlich verabschiedeten Reform noch vertieft zu haben. Unterstützt wird Litsch dabei von Ferdinand Gerlach, dem Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt.
Gerlach plädiert für Öffnung der Systeme
Gerlach, der ebenfalls Vorsitzender des Sachverständigenrates der Bundesregierung für das Gesundheitswesen ist, plädiert für eine Öffnung der Systeme. Gerade Menschen mit mehreren Krankheiten, die sowohl in Krankenhäusern als auch in Arztpraxen behandelt werden, wären vom aktuellen System benachteiligt. Hausärzte seien die richtigen Personen, um Behandlungen im Krankenhaus zu koordinieren. In der Regel würden diese aber nicht einmal über die verschiedenen Behandlungsstationen informiert, so Gerlach. Alle Kritiker sind sich einig: Eine Reform zur Vereinheitlichung der Behandlungen und Vergütungen muss her.